AFI Tagung 2020 in Bayern

Die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Fachberater fand in diesem Jahr unter erschwerten Bedingungen statt. Die ursprüngliche Planung musste geändert und der Coronasituation angepasst werden. Sie fand daher unter Mitwirkung des Imkereiteams der Triesdorfer Tierhaltungsschule im Altmühlsee-Informationszentrum in Muhr am See, Mittelfranken statt. Dort konnten die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes entsprechend umgesetzt werden. Das mittelfränkische Seenland mit seiner strukturreichen Region ist für viele der Inbegriff einer naturnahen Kulturlandschaft und stellte einen passenden Rahmen für die Beratertagung dar.

Diese Jahrestagung ist eine der wichtigsten und interessantesten Fortbildungen für alle Fachberater, ganz gleich aus welcher Region sie kommen.  Ein umfangreiches und vielfältiges Programm konnte abgearbeitet werden.

Ganz im Zeichen der Corona-Pandemie nahm das Thema der Onlineschulungen einen breiten Raum ein. Onlineschulungen haben in diesem Jahr einen großen Boom verzeichnet. Allerdings ist es nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Technik, die Aufbereitung des Themas und die Organisation stellen neue Herausforderungen dar. Onlineschulungen werden idealerweise von einem Team mit mindestens 2 Personen organisiert. Unser Kollege Flemming Vejsnæs aus Dänemark konnte das Thema intensiv beleuchten und Details demonstrieren, da er sich live zugeschaltet hatte. Diese Technik wird auch zukünftig in der AFI stärker genutzt werden. 

Die aktuellen Arbeiten am Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim stellten einen weiteren Schwerpunkt der diesjährigen Tagung dar.
Der Institutsleiter Dr. Stefan Berg stellte zuerst die Struktur und den Werdegang des ältesten Bienenwissenschaftlichen Instituts vor. Anschließend berichtete er aus den Forschungsarbeiten zur Paarungsbiologie, zu hypothermischen Varroabehandlungen und weiteren Varroabekämpfungsmaßnahmen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt befasst sich mit der Weiterentwicklung digitaler Medien wie Varroa-Wetter, Varroa-App und weiteren praxisorientierten Anwendungen. Untersuchungen zu Wespenfallen im Weinbau sowie Erfahrungen und Feldtests mit der Vespa Velutina in Frankreich rundeten seine Ausführungen ab.


Die Ausführungen von Dr. Ingrid Illies umfassten u.a. ihre Arbeiten über Wildpflanzenmischungen zur energetischen Nutzung, Auswirkungen von Spättrachten auf Ein- und Auswinterung, Klimabäume und Hummelsterben unter Linden sowie Bienenfreundliche Beet und Balkonpflanzen. Aus dem Arbeitsbereich der Imkereiprodukte stellte sie die Tests zur Eignung eines Honigverflüssigers vor und die Ergebnisse einer Untersuchung zur Eignung von Honig als Winterfutter.

Dr. Nicole Höcherl rundete die Berichte vom Institut mit Ausführungen zum Netzwerk BeeWarned, das sie maßgeblich entwickelt hat, und in welcher Form es nun fortgeführt wird. Außerdem ergänzte sie noch einige Aspekte zur Varroa-App, dem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Bienenkunde und Imkerei und der Tierhaltungsschule Triesdorf.
Die Vielfalt der imkerlichen Themen, die an einem Institut bearbeitet werden, ist immer wieder beeindruckend und ohne Hintergrundwissen oft nicht bekannt.

Die Chronische Bienenparalyse, die in diesem Jahr verstärkt beobachtet wurde, führte zu einem intensiven Erfahrungsaustausch. Nachdem immer noch viele Fragen zu dieser Viruserkrankung offen sind, gibt es auch unterschiedliche Empfehlungen für erkrankte Völker. Von der Beratungsseite konnte eine gemeinsame Empfehlung erarbeitet werden. Die Isolierung erkrankter Völker auf Quarantäneständen stellt dabei einen wichtigen Schritt dar. Um die Selbstheilungskräfte des Bienenvolkes zu unterstützen, muss die Zahl der erkrankten Bienen reduziert werden. Das sog. „holländische Modell“ stellt dabei eine vielversprechende Strategie dar. Das Volk wird abseits, und eine neue, leere Beute an den alten Standplatz gestellt. Sämtliche Bienen werden dann auf eine Unterlage abgefegt, die Königin und ggf. die bienenfreien Brutwaben werden in die neue Beute gehängt. Die gesunden Bienen fliegen zurück, die erkrankten Bienen verbleiben draußen. Um die Eignung diese Bekämpfungsstrategie für CBPV besser einordnen zu können, sollte diese in Absprache mit dem zuständigen Bienenzuchtberater erfolgen, und auch der Erfolg oder Misserfolg dokumentiert werden.

Auch die Behandlungsstrategie zur Varroose nahm einen breiten Raum ein. Dr. Frank Neumann stellte die Befallsorientierte Varroabekämpfung vor. Durch konsequente Diagnose von Anfang Juli bis zur Einstellung des Bienenfluges mittels Ölwindeln wird der jeweilige Befallsgrad der Völker erfasst. Nur stärker belastete Völker werden behandelt. Er konnte deutlich zeigen, dass dadurch zum einen weniger Behandlungen nötig wurden, und zum anderen trotzdem die Verlustquote extrem niedrig ausfiel. 

Unter dem Themenbereich Bienenprodukte konnte eine Reihe von Veredelungserzeugnissen wie Met, Honigessig, Oxymel (Auszug aus Kräutern, Honig und Essig) sowie Senf mit unterschiedlichen Qualitäten verkostet werden. Susanne Wimmer zeigte an den verschiedenen Kostproben typische Produktionsfehler auf. Häufig ist neben mangelnder Fachkenntnis in der Herstellung auch die Verwendung mangelhafter Ausgangsprodukte dafür verantwortlich, dass das Endprodukt ebenfalls mangelhaft ausfällt. Vor allem die Deklaration dieser Veredelungsprodukte stellt neue Herausforderungen an die Produzenten. Während bei Honigwein, Essig und Senf die entsprechenden Regelungen bekannt sind, ist die Deklaration von Oxymel noch unklar.

Die Fachexkursion führte zur Imkerei der Tierhaltungsschule Triesdorf. Das Engagement des Imkermeisters Tobias Nett mit seinem Team war deutlich erkennbar. Die Völkerzahl der Triesdorfer Imkerei wurde deutlich erhöht, die Zuchtarbeit intensiviert und die hohe Qualität der Triesdorfer Königinnen erneut unter Beweis gestellt.

Der Präsident des Landesverband Bayerischer Imker, Stefan Spiegl ließ es sich nicht nehmen der Tagung ebenfalls einen Besuch abzustatten. Er stellte den Fachberatern die Struktur, Aufgaben und Besonderheiten des größten deutschen Landesverbandes vor. Eine rege Diskussion schloss sich den Ausführungen von Herrn Spiegl an.

Weitere Tagungsthemen umfassten u.a. die Baurechtlichen Besonderheiten von imkerlichen Gebäuden, die Einrichtung und Gestaltung von Lehrbienenständen und die Erstellung von Lehrfilmen. Zudem wurden gemeinsam die jahreszeitlichen Verläufe der Entwicklung der Bienenvölker, der Tracht, der Gesundheitssituation, des Zuchtgeschehens, von Verlustraten und Besonderheiten je nach Region zusammengefasst, um einen Überblick über die Saison 2020 zu erhalten.

Die Kontaktdaten aller deutschsprachigen Fachberater sind unter  www.imkerberater.de zu finden.

Johann Fischer / Leitung - Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Fachberater für Imkerei

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